Madame le Commissaire und die tote Nonne by Pierre Martin

Madame le Commissaire und die tote Nonne by Pierre Martin

Autor:Pierre Martin [Martin, Pierre]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426450826
Herausgeber: Knaur
veröffentlicht: 2018-01-31T23:00:00+00:00


29

Von Apollinaire war den ganzen Nachmittag nichts zu sehen und zu hören. Offenbar war er noch unterwegs, um vom Lebensmittelhändler Nicolas Bertrand und dem Hausmeister Jérôme Speichelproben zu nehmen. Vielleicht hatte er auch Bruno aufgespürt, um ihm seinen Jagdausweis zurückzugeben. Ob Bruno bei dieser Gelegenheit wohl die verrückte »Sonderbeauftragte« des Klosters erwähnte, die ihm den Ausweis abgenommen hatte? Auch könnte er sie beschuldigen, seinen Hut an sich genommen zu haben. Aber mundfaul, wie Bruno war, würde er wahrscheinlich gar nichts sagen. Jedenfalls hatte sich Apollinaire zuvor geweigert, den versifften Hut wieder in die Hand zu nehmen, geschweige denn, ihn zurückzugeben. Ihr fiel ein, dass sich Bruno einer ähnlich höflichen Ausdrucksweise befleißigte wie Serge. So hatten beide vorgeschlagen sie solle sich ficken. Wie charmant. Vielleicht war es zur Abwechslung doch ganz nett, sich heute Abend mal mit kultivierteren Menschen zu umgeben. Wobei ihr das steife Party-Geschwätz oft auch gehörig auf den Geist ging. Aber sie hatte ja Rouven dabei, der alles locker nahm und mit seinem respektlosen Humor entkrampfte.

Treffpunkt war der Aéroport La Môle. Ein Flughafen war dazu da, um zu fliegen. Bei Rouven musste man auf alles gefasst sein. Vielleicht war der Empfang in Monte-Carlo? Oder in Paris? Von einer Übernachtung war nicht die Rede gewesen, also ging es danach wieder zurück.

Ein anderes Thema war die Kleiderordnung. Smart casual. Also gleichzeitig leger und doch elegant. Für solche Gelegenheiten hatte sie einiges im Schrank. Die wirkliche Herausforderung bestand darin, in diesem Outfit unbeachtet durch Fragolin zu ihrem Auto zu kommen. Das würde ihr nicht gelingen. Da hätte sie sich gleich von Rouvens Chauffeur abholen lassen können. Und Thierry? Bei ihrem Glück würde sie ihm direkt in die Arme laufen. Er würde nicht glauben, dass sie schon wieder einen wichtigen Termin hatte. Nicht in diesem Aufzug. Isabelle musste schmunzeln. Hätte Thierry sie heute Vormittag halb nackt mit Serge im Haus seines Onkels sehen können, wäre er ausgerastet.

Weil Angriff die beste Verteidigung war, rief sie bei ihm im Büro an. Der Bürgermeister sei leider nicht da, erfuhr sie, er habe überraschend nach Nizza zu einem kurzfristig anberaumten Treffen seiner Partei gemusst.

Manche Probleme lösten sich von selbst. Jetzt war er es, der den Schwarzen Peter hatte, denn er hatte sich von ihr nicht verabschiedet. Mit Absicht? Oder hatte er es schlicht vergessen?

Sie beschloss, sich keinen Kopf zu machen. Sie würde sich zu Hause wie geplant umziehen, sich schminken und – wie immer in Rouvens Gesellschaft – die Haare nach hinten gelen, um dann ganz entspannt zu ihrem Auto zu spazieren. In Turnschuhen und mit den hochhackigen Pumps in einer Tüte. Sollten die Leute doch denken, was sie wollten.



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